Kein Lichtlein der Erleuchtung

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
doch leider keines der Erleuchtung
 
Nachgefaßt von Wolfgang Nitschke
 

4.12.23
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
doch leider keines der Erleuchtung

Ich wollte mir nur mal meine Vorurteile bestätigen lassen. Daß es kalt werden würde, wußt‘ ich ja. Aber obendrein so hirntot – damit hatt‘ ich nich‘ gerechnet. Die „Arsch-huh“-Trauerfeier „Give Peace A Chance“, geplant von 15 bis 17 Uhr, war für mich schon nach 25 Minuten am Ende. Wegen der Kälte. Ansonsten wär ich wohl noch was geblieben. Nicht, um mir die Reden anzuhören, sondern die Ausreden. Aber die 25 Minuten, die ich mir angetan habe, haben mir auch gereicht.
Was ich mitbekommen habe:
Eine Frau, die 5 Minuten lang immer nur sang: „WirsindHoffnungsmaschinenWirsind Hoffnungsmaschinen WirsindHoffnungsmaschinenWirsindHoffnungsmaschinen“, oder so,
also ich weiß nicht …
danach erschien eine von sich selbst immer wieder schwer überwäl­tigte Moderatorin, dann aber hatt‘ ich richtigrichtig Glück und ein alter, bekannter Verwandter wohl des Propheten Mohammeds betrat die Bühne: der große, in allen medialen Quatschrunden supergern gesehene Obersultan des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Meister Aiman Mazyek, ein subtiler Knilch vom Stamme der Schein­heiligen, ein waschechter religiöser Schmierlappen, Populist und Islamist vom Scheitel bis zur Sohle und regelrechter Aberglaubens­experte mit schwerem Hang zur ÄfffedddPeee, ein Scharia-Apostel par excellence, ein liberaler Peitschenfan und Rübe-ab-Verteidiger, aber eben auch ein außergewöhnlicher Aachener Spaßvogel wider den tierischen Ernst, eine karnevalistische, multikulturelle Knall­kamelle, ein Schunkelfreund, der mit seinem Zentralrat der Moha­mmedaner in Deutschland – und das ist vielleicht nicht ganz so un­wichtig – nur ca. 20.000 Männekes (Frauen zählen in dem Milljöh ja nicht) repräsentiert, also nur knapp 0,5 Prozent von den ca. vier Millionen, die hier wohnen.
Es betrat also ein deutscher Hanswurst die Bühne, dem man seine Israel-freundlichen Worte nun aber beim besten Willen nicht abkau­fen konnte, den man auch nicht, wie viele Idioten glauben, einfach irgendwohin abschie­ben kann, weil er nämlich hier geboren ist, ein banaler Hanswurst, dem man vielmehr besser ganz normal aus dem Weg gehen und vor allem nicht zu einer solchen Veranstaltung ein­la­den sollte.
Danach kam noch so ne Frau, die nicht singen konnte. Ich hab dann die Polente gefragt, wo hier die Toilette sich befindet, und bin dann auch nach Hause gegangen.

P.s.:
Alles nur Anschuldigungen und keine Beweise!
Na gut. Ein Satz muß aber für heute genügen. Biddeschön:
„Rechtsstaat und Demokratie sind wie Zwillingsgeschwister. Für beide stehen wir als deutsche Muslime mit Herz und Verstand ein.“
(Aiman Mazyek)
Do laachs do dich kapott,
dat nennt mer Camping.
 
 
5.12.23
Nachspiel

Die Presse war sich einig: Es waren „nur wenige hundert Demon­stranten und Demonstrantinnen“, die sich zur „Arsch huh“-Party versammelten, und der „Stadtanzeiger“ spekulierte noch hinzu, „Kritik und Absage des Vorstands der Kölner Synagogen-Ge­meinde Abraham Lehrer hätten somit wohl Wirkung gezeigt,“ eine Sicht der Dinge, die weniger ins Feld der nachweisbaren Fakten als vielmehr in das für Glaubens- und Fabelfragen fällt. Ich denke dagegen, der schlei­chende Exodus während der „Arsch huh“-Versammlung (am Ende waren's nur noch 150) war doch eher der schneidenden Arsch-Kälte geschuldet.
Was ich allerdings noch zu sagen hätte, sei dieses:
Die Rede oder genauer das Geschwafel unseres ideellen Gesamt­mohammedaners Aiman wurde permanent unterbrochen von affir­mativem Applaus der Kölner Friede-Freude-Eierkuchengemeinde, so auch der saudumme Spruch, „der Krieg im Nahen Osten sei nicht religiös bedingt, sondern politisch.“ Wobei sich die Frage aufdrängt: Wäre es auch zu dieser mörderischen Entwicklung gekommen, wenn die Palästinenser oder auch nur ihre Führung sich als Atheisten ver­stünden oder an das fliegende Spagetti-Monster glaubten?
Ich glaube kaum.
Man kann nur froh sein, daß im wesentlichen die Arscheskälte für die Abstinenz und die Dezimierung des „Arsch huh“-Auflaufes ge­sorgt hat. Denn an eine positive Umorientierung, ausgelöst ausge­rechnet durch die Kritik eines Juden, kann ich mir, so leid‘s mir tut, nun wirklich nicht vorstellen.
Shalom.

P.s.:
Ach und noch was, hab ich ganz vergessen,
ihr werten uniformier­ten, uninformierten Friedensengel
von „Arsch huh - Zäng ussenander“!
Wenn man euch so reden hört und sieht, wie ihr einen Menschen wie den Lehrer der Kölner Synagogen-Gemeinde mutterseelenallein und solidaritätslos im Regen stehen lasst, spürt man immer stärker - quasi als allergische Reaktion - ein leichtes Kribbeln in den Fingern. Es ist dies das drängelnde Bedürfnis, euch eure Zäng schleunigst wigger zesamme zu drücken, ihr Weltmeister der Moral, ihr.
Ach, wenn ihr euch wenigstens ein klein wenig vorstellen könntet, wie ihr mit eurem billigen, konsequenzlosen „Arsch huh“-Getue bei den Leuten, denen ihr zu jeder passenden und unpassenden Gele­genheit Solidarität und Beihilfe geschworen habt, jetzt für ein Ver­lassenheits- und Einsamkeitsgefühl sorgt, aus der Weltgemeinschaft endgültig und für immer wegsortiert worden zu sein! Für ein Gefühl vor dem sie sich doch eigentlich nie mehr glaubten, fürchten zu müssen!
Tja, keiner von euch, so viel ich weiß, ist dem Mann gefolgt. Es wär auch wohl zu viel verlangt gewesen.
Manche Dinge ändern sich halt nie.